Schwerin – Die Tage der Industriekultur am Wasser in der Metropolregion Hamburg präsentieren am 3. und 4. Oktober erstmals herausragende maritime Highlights außerhalb der Metropolregion. Auch Schwerin ist mit dem Hafenensemble am Ziegelsee, der Drehbrücke im Schlossgarten, der Schleifmühle sowie der Wasserturm Neumühle erstmals bei diesem Kulturprojekt vertreten. „Schwerin bemüht sich intensiv um Aufnahme in die Metropolregion Hamburg. Bei Kultur- und Tourismusprojekten sowie der Vermarktung von Gewerbeflächen zeigt sich deutlich, dass es für alle Beteiligten große Vorteile bringt, die Zusammenarbeit nicht an Stadt- und Landesgrenzen einzustellen“, betont Oberbürgermeisterin und Kulturdezernentin Angelika Gramkow.
Als die Keimzelle des ersten Industriegebiets der Stadt Schwerin gilt der Hafen am Ostufer des Ziegelsees, ein Gebiet, das heute vor allem dem Wohnen am Wasser vorbehalten ist. Umgeschlagen wurden im Hafen vor allem Baustoffe, Kohlen, Getreide und andere Massengüter: 1957 waren es mehr als 125.000 Tonnen. Den Schiffsverkehr stellte man 1973 weitgehend ein. Der heutige Portalkran an der schicken Ziegelseepromenade wurde 1978 als Ersatz für einen Kran aus den 1930er Jahren aufgestellt. Er diente bis 1989 dem Eisenbahn-Umschlag, heute werden damit Sportboote umgesetzt. Kostenfreie Führungen durch das Hafenensemble finden an den Tagen der Industriekultur von 11.00 bis 16.00 Uhr statt.
Auch die Drehbrücke am Schweriner Schloss ist mit dabei. Zum Umschlagsplatz am Burgsee mussten Lastkähne an der Rückseite des Schlosses entlang fahren. Dort gab es seit 1836 eine Klappbrücke, die 1897 durch die heutige Drehbrücke mit einer Durchfahrtsbreite von 8,60 Meter ersetzt wurde. Bei geschlossener Brücke gelangen dort Fußgänger von der einstigen Residenz der Großherzöge von Mecklenburg-Schwerin in den Schlosspark. Die Brücke bewegt ein Wärter per Hand mit einer Kurbel: Zum Drehen wird der Brückenträger aus seinen Ruhelagern gehoben und auf dem zentralen Lager – dem Königsstuhl – bewegt. Dreimal täglich öffnet der Wärter die Brücke an diesem Wochenende.
In der Nähe des Schlossgartens befindet sich die Schleifmühle. Die Mühle aus dem 18 Jahrhundert wird durch ein Wasserrad angetrieben und diente zur Bearbeitung von Steinen. In den Jahren 1845 bis 1857 leistete die Mühle Arbeit zum Umbau des Schweriner Schlosses. 1862 wurde eine Wollspinnerei eingerichtet, wegen Baufälligkeit des Gebäudes ruht die Produktion seit 1904. In den folgenden Jahren diente das Gebäude als Lager, Wohnung und Trafostation. Heute befindet sich in der Schleifmühle eine Ausstellung zur Geschichte der Mühle und zu Steinprodukten, historische Steinbearbeitungstechniken werden gezeigt und die die funktionstüchtige Technik wird in Betrieb genommen.
Der 22,50 Meter hohe Wasserturm Neumühle mit seinem Standort auf dem 86,20 Meter hohen Weinberg markiert den höchsten Punkt der Stadt Schwerin. Der 1889 erbaute Turm steht für den Beginn der zentralen Wasserversorgung. Im Inneren war der von Carl Benduhn neogotisch gestaltete Turm hochmodern: Er besitzt einen 1883 entwickelten Stützboden-Behälter des Ingenieurs Otto Intze. Trotz moderner Pumpen wird der Wasserturm unverändert für den Druckausgleich gebraucht. Alles zu der Geschichte und der Technik des Wasserturms erfährt man bei einer der angebotenen Führungen.
Außerdem finden kostenfreie Stadtrundgänge zur Industriekultur statt: Jeweils am 3. und 4. Oktober 2015 um 11.00 Uhr, Treffpunkt an der Drehbrücke Schlossgarten Schwerin.