Schwerin – Das von der World Childhood Foundation mit einer Anschubfinanzierung etablierte Childhood-Haus Schwerin konstatiert sieben Monate nach seiner Eröffnung einen hohen Beratungs- und Unterstützungsbedarf bei Kindern und Jugendlichen, die körperliche und sexualisierte Gewalt (mit)erlebt haben. Seit April 2022 haben 59 von Gewalt betroffene Kinder und Jugendliche Unterstützung im Childhood-Haus gesucht, wurden durch die Polizei oder einen Ermittlungsrichter vernommen bzw. von der Rechtsmedizin untersucht. In Trägerschaft der Landeshauptstadt Schwerin wird unter dem Dach des Childhood-Hauses diese multiprofessionelle Beratung, Versorgung und rechtliche Fallabklärung in kindgerechtem Umfeld angeboten.
Im Childhood-Haus Schwerin arbeiten die verschiedenen Professionen der Rechtsmedizin sowie der Kinder- und Jugendmedizin, der Polizei und Justiz, des Jugendamtes und der Kinder- und Jugendpsychotherapie eng zusammen. Durch eine enge, interdisziplinäre Kooperation der einzelnen Professionen können dabei Mehrfachvernehmungen vermieden und damit erneute Traumatisierungen der Kinder und Jugendlichen verhindert werden.
Interdisziplinäre Netzwerkarbeit ist auch Schwerpunktthema der am Montag beginnenden zweitägigen Fachtagung des Childhood-Hauses Schwerin im Bürger- und Bildungszentrum „Campus am Turm“. Unter der Überschrift „Gemeinsam verändern wir mit multidisziplinärer Perspektive den Kinderschutz“ gehen einhundert Fachkräfte aus der Kinder- und Jugendarbeit, Schulen, Kindertagesstätten sowie Vertreterinnen der Justiz, der Polizei, des Jugendamtes, der Medizin und der Kinder- und Jugendpsychotherapie in den fachlichen Austausch. Beraten werden in den Workshops u.a. Themen wie kindgerechte Justiz, kinderschutzmedizinische, forensische Untersuchungen, aber auch die Folgen der Gewalt für Heranwachsende und die Notwendigkeit der Netzwerkarbeit im Kinderschutz.
Von der Fachtagung erwarten Landeshauptstadt und Childhood-Stiftung außerdem Impulse für eine bereitere finanzielle Unterstützung dieses Angebots, das sich auch an Betroffene aus den Landkreisen Nordwestmecklenburg und Ludwigslust-Parchim richtet.
„Das Childhood-Haus ist ein Meilenstein für den Kinderschutz in Schwerin. Es ist absolut wünschenswert, dass auch Kinder und Jugendliche aus unseren benachbarten Landkreisen an diesem geschützten Ort eine adäquate und ganzheitliche Unterstützung erfahren. Dafür ist ein Ausbau der personellen Ressourcen erforderlich. Wir hoffen dabei auf die finanzielle Unterstützung des Landes und der beiden Landkreise, die wir in die Etablierung dieses vorbildlichen Kinderschutzprojektes von Anfang an einbezogen haben“, sagt Oberbürgermeister Rico Badenschier. Er wird die Fachtagung gemeinsam mit Sozialministerin Stefanie Drese am Montag eröffnen.