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Zwei Wochen altes Löwenjungtier im Zoo Schwerin verstorben

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Schwerin – Traurige Nachrichten aus dem Zoo Schwerin: Das am 19. August von der Asiatischen Löwin „Heidi“ geborene Jungtier ist am gestrigen Dienstag verstorben. Nachdem die Mutter sich zunächst fürsorglich gekümmert hatte, ließ ihr Interesse in den vergangenen Tagen immer mehr nach. Versuche, den Löwen mithilfe von Medikation und Zufüttern zu stabilisieren sowie eine Ammenaufzucht durch Löwin Rubi, die ebenfalls gerade Nachwuchs aufzieht, herbeizuführen, waren nicht erfolgreich.

Über die Gründe für Heidis nachlassende Fürsorge können die Biologen und Veterinäre des Zoos nur mutmaßen: Eine Möglichkeit könnte sein, dass das Jungtier krank und nicht überlebensfähig gewesen ist. Heidi ist mit 14 Jahren in einem fortgeschrittenen Alter für Asiatische Löwen – auch dies kann eine mögliche Erklärung für ihr Verhalten sein. Aus der Distanz ließ sich nicht beurteilen, ob oder wie viel Milch das Jungtier aufnehmen konnte. Möglicherweise war die Milchproduktion nicht ausreichend.

Dr. Tim Schikora, Zoodirektor: „Wir haben zusammen im Team mit den Veterinären und der Tierpflege über Medikation versucht, das Jungtier zu stärken und Heidi bei der Aufzucht über Zufüttern zu unterstützen. Leider hat es nicht dazu geführt, dass sie selbst sich wieder mehr um ihren Nachwuchs gekümmert und der Welpe weiter abgebaut hat. Natürlich sind wir traurig, dass wir das Jungtier verloren haben.“

Zustand des Jungtieres hat sich immer weiter verschlechtert
Nachdem deutlich wurde, dass sich der Zustand des Jungtieres weiter verschlechtern und Heidi sich nicht um ihren Nachwuchs kümmern würde – es nahm nicht zu und wirkte schwach – erhielt der Welpe medikamentöse Behandlung in Form von Infusionen für den Nährstoff- und Flüssigkeitshaushalt sowie prophylaktisch Medikation gegen mögliche Infektionen. Als sich nach einem Tag weiterhin keine Besserung gezeigt hatte, begann das Team mehrfach täglich zuzufüttern, um den Welpen zu stärken. Nachdem auch diese Maßnahmen keinen Erfolg zeigten, entschied der Zoo, als letzte Option, eine Ammenaufzucht durch Löwin „Rubi“ herbeizuführen. Diese hatte selbst am 19. Juli ein Jungtier geboren und zieht dieses auch auf.

Hierfür wurde das Jungtier von Mutter Heidi getrennt und Rubi zunächst die visuelle und geruchliche Kontaktaufnahme ermöglicht. Mutter Heidi zeigte währenddessen kein instinktives mütterliches Verhalten in Form von maternaler Aggression, um ihr Jungtier zu schützen oder für sich zu beanspruchen.

Versuch der Ammenaufzucht durch Löwin „Rubi“
Nachdem Rubi Fürsorge signalisierte, brachte das Team das Junge zu ihr in den Wintergarten des Rote Liste Zentrums. Rubi habe laut Schikora auch noch kurzzeitig Interesse an dem Jungtier gezeigt, es dann aber nach kurzer Zeit nicht weiter versorgt. Rubi hat dann einen Infantizid vollzogen, das bedeutet, sie hat das inzwischen kaum noch lebensfähige Jungtier getötet. Was aus menschlicher Sicht schwer zu verstehen ist, kommt bei Raubtieren durchaus häufiger vor und zählt als eine relevante Todesursache bei Jungtieren. Ein Grund dafür kann darin liegen, dass das Jungtier bereits zu schwach war, und somit keine weitere Energie auf die Aufzucht aufgewendet wird. Auch Überforderung kann ein Grund sein.

Was genau dem Jungtier fehlte und warum Mutter Heidi es nach anfänglicher Aufzucht abgelehnt hat, lässt sich nicht sagen. „Wir wollten nichts unversucht lassen, mussten aber anerkennen, dass sowohl Heidi als auch Rubi offensichtlich keine Aufzucht des Jungtieres vornehmen würden“, so Schikora. Eine Ammenaufzucht an sich ist bei Großkatzen möglich. Rubi kümmert sich weiterhin um ihr vier Wochen altes Jungtier.

Mehrfache Aufzucht bei den Asiatischen Löwen
Im Zoo Schwerin wurden im Laufe der vergangenen zwei Jahre vier Welpen bei den Asiatischen Löwen aufgezogen. Auch Löwin Heidi versorgte darunter den Geschwisterwurf „Ravi“ und „Kirana“. Dass sie das letzte Jungtier nicht angenommen hat, lässt sich demnach nicht auf fehlende Erfahrung zurückführen. Die Jungtiersterblichkeit bei Großkatzen in der Natur liegt Studien zufolge bei bis zu 70 Prozent. Auch wenn die Versorgung der Tiere im Zoo sehr gut ist und weniger Risiken bestehen, passiert es auch in Menschenobhut, dass Löwenmütter ihren Nachwuchs nicht aufziehen.

Eine vollständige Handaufzucht stellt nach aktuellem wissenschaftlichem Stand keine Option dar, weil diese die soziale Entwicklung und das Verhalten des Tieres zu stark beeinträchtigt hätte. „Hierzu gibt es klare wissenschaftliche Vorgaben durch das Erhaltungszuchtprogramm für Asiatische Löwen, das davon abrät. Eine spätere Eingliederung in ein Löwenrudel wäre dadurch nahezu ausgeschlossen, was für das handaufgezogene Tier wiederum erhebliche soziale Nachteile und eine Einschränkung der Lebensqualität bedeuten würde“, erklärt Schikora.

Rote Liste Zentrum wieder geöffnet
Trotz dieses traurigen Ereignisses ist das Rote Liste Zentrum nun zeitweise wieder für Besucherinnen und Besucher geöffnet. Rubi, die dort ihr vier Wochen altes Jungtier aufzieht, zeigt sich inzwischen entspannt, sodass eine Öffnung möglich ist. Die übrigen Löwen sind auf der großen Außenanlage zu sehen. Heidi, die für die Geburt und die erste Zeit danach separiert wurde, wird in den kommenden Tagen ebenfalls wieder in das Rudel integriert.

Beitrag zum Schutz einer stark gefährdeten Art
Mit der Haltung und Zucht der stark gefährdeten Asiatischen Löwen beteiligt sich Zoo Schwerin am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP). Im Rahmen des Programms wird eine gesunde Reservepopulation der Asiatischen Löwen aufgebaut, um sie für die Zukunft zu bewahren. Da in der Natur nur noch wenige hundert Tiere innerhalb eines einzigen Gebietes in Indien leben, gilt die Art als besonders anfällig. Naturkatastrophen oder Seuchen könnten die Population schnell schwächen.

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