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Goldener Reiter kehrt auf die Rathauszinnen zurück

Geheimnis um das Alter der Skulptur scheint gelüftet

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Schwerin – Das Motiv des „Goldenen Reiters“ ist weit verbreitet. In manch einem Ohr klingt wahrscheinlich sofort der gleichnamige 80er-Jahre-Hit der Neuen Deutschen Welle von Joachim Witt. Aber auch visuell ist die Figur des Goldenen Reiters präsent: In der Dresdner Neustadt schmückt das komplett vergoldete Reiterstandbild August des Starken (1670-1733) den Neustädtischen Markt. Und auch Schwerin besitzt einen Goldenen Reiter. Auf der mittleren Zinne des Rathauses hat die skulpturale Ausformung des Stadtwappens schon lange ihren angestammten Platz.

In den vergangenen Monaten erhielt die Plastik in der Metallrestaurierungswerkstatt von Andrea Grund in Krakow am See eine neue wetterfeste Vergoldung aus echtem Blattgold.

Am kommenden Dienstag kehrt die Figur auf das Schweriner Rathaus zurück. Die Vorarbeiten beginnen bereits am Montag mit der Montage eines Sockels.

Schwerins Goldener Reiter hatte bereits im Herbst 2021 seinen Platz auf dem Rathaus verlassen. Die Zinkblechabdeckung des Sockels war defekt. Doch es blieb nicht bei der Reparatur des Sockels. Auch an der Figur selbst wurden Schäden festgestellt. Die Restaurierung wurde im Frühjahr 2022 durch das Zentrale Gebäudemanagement der Landeshauptstadt in Auftrag gegeben.

Bei dieser Gelegenheit konnte dem schweigsamen Gefährten auch ein kleines Geheimnis entlockt werden: Bisher war nämlich unklar, wie alt die heutige Skulptur eigentlich ist. Bekannt war, dass das Schweriner Rathaus im Jahr 1744, im Zuge größerer Umbaumaßnahmen, eine vergoldete Kupfertreibarbeit als Fassadenschmuck erhielt. Hierzu gehörte auch der Goldene Reiter.

Die Rechnungen des Kupferschmiedes Albert Paltzoss und Malers Johann Christian Busch sind erhalten. Ob es sich hierbei jedoch um den bis heute überlieferten Goldenen Reiter handelt, darüber waren Experten uneins. Schuld ist der auffällige Helm der Skulptur.

Die Kopfbedeckung der heutigen Plastik gleicht den hohen Lederhelmen, die erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts gebräuchlich wurden. Zuvor war diese Helmgattung auch in der hiesigen Region nicht verbreitet. Eine Übereinstimmung des heutigen Goldenen Reiters und der 1744 angeschafften Figur schien demnach unwahrscheinlich. In den 1970-er Jahren wurde von Denkmalpflegern vermutet, dass die Plastik wahrscheinlich die Kopie eines älteren Modells sei und in ihrer heutigen Gestalt eine Schöpfung aus der Zeit der Demmlerschen Fassadenumgestaltung ist.

Andrea Grund hat nach der aktuellen Restaurierung eine Erklärung, die plausibel erscheint: Nicht die gesamte Plastik, sondern nur der behelmte Kopf könnten im 19. Jahrhundert ergänzt worden sein. Darauf deuten Arbeitsspuren hin. Das Pferd, die Fahne sowie der Rumpf des Reiters entstammen dagegen aller Wahrscheinlichkeit nach dem Jahr 1744. Neuer Kopf, alter Reiter – das Geheimnis scheint gelüftet.

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