Schwerin – Rund 140 Kostümierte erwecken das höfische Leben rund um Friedrich Franz II. zum Leben – dessen Darsteller feiert in diesem Jahr sein 30. Jubiläum in der Rolle des Großherzogs.
Wie lebte es sich als Hofdame, Kammerherr oder Dienstmädchen im Dienst des Großherzogs? Beim Historischen Schlossfest am 14. Juni 2025 wird diese Frage beantwortet – nicht irgendwo, sondern mitten im Residenzensemble Schwerin, das im vergangenen Jahr in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen wurde. Für einen Tag verwandelt sich das Schloss in eine lebendige Bühne: Besucherinnen und Besucher erleben hautnah, wie es im 19. Jahrhundert am Hofe Friedrich Franz II. zuging.
Großherzog mit Erfahrung
Einer, der das Gesicht dieses Schlossfestes prägt wie kein anderer, ist Mathias Schott, Vorsitzender des Vereins „Freunde des Schweriner Schlosses e.V.“. Er feiert in diesem Jahr ein persönliches Jubiläum: Seit 30 Jahren schlüpft er in die Rolle von Friedrich Franz II. – und ist damit längst selbst Teil der Schlossfest-Geschichte geworden. „1995 habe ich den Großherzog zum ersten Mal dargestellt, und über die Jahre ist er tatsächlich so etwas wie ein Teil meines Lebens geworden. Ich beschäftige mich in meiner Position als Vereinsvorsitzender, aber auch privat viel mit seiner Biografie – und darüber hinaus: mit dem Herzogshaus, der Schlossgeschichte und dem Residenzensemble, das er maßgeblich geprägt hat. Dazu recherchiere ich europaweit in Archiven, lese Tagebücher und reise auf historischen Spuren.“
Ab März beginnt die Vorbereitung auf den großen Auftritt. „Dann lasse ich den Bart – quasi als Dienstbart – wachsen, damit er zum Schlossfest die richtige Länge hat. Und sobald ich die Uniform anziehe, werde ich ein anderer Mensch.“ Diese Wandlung sei keine Spielerei, sondern eine Form der Verantwortung, sagt Schott. „Den Großherzog zu verkörpern ist für mich jedes Jahr aufs Neue ein Geschenk – und zugleich eine große Aufgabe. Geschichte muss respektvoll, glaubwürdig und lebendig erzählt werden.“
Geschichte zum Anfassen
Diese lebendige Geschichtserzählung beim Schlossfest ist jedoch nicht das Werk eines Einzelnen, sondern dem gemeinsamen Engagement vieler Ehrenamtlicher zu verdanken. Rund 140 Kostümierte vom Schlossverein, weiterer Initiativen, Vereine und Privatpersonen aus dem ganzen Bundesgebiet bringen den historischen Alltag auf die Bühne. „Jede Szene ist ein kleines Zeitfenster. Wir öffnen sie – und laden die Besucherinnen und Besucher ein, hindurchzugehen“, sagt Manuela Weiland vom Schlossverein, die das Programm kuratiert. „Damit dies gelingt, haben die verschiedenen Arbeitsgemeinschaften in monatelanger Vorbereitung geforscht, genäht, getanzt, geprobt.“ Das Ergebnis ist ein facettenreiches Programm mit Aufführungen, Modenschauen, Vorträgen, Konzerten und historischen Begegnungen.
Der Tag beginnt standesgemäß: Großherzog Friedrich Franz II. wird um 10 Uhr im Fürstenzimmer des Schweriner Hauptbahnhofs empfangen. Von dort zieht sein Hofstaat – begleitet von Musik und Tanz – in die Innenstadt und weiter zum Schloss. Wer das Schlossfest besucht, taucht ein in eine Welt der Etikette, der Fächersprache, der feinen Stoffe und höfischen Zeremonien. Jede Szene erzählt von jener Epoche, in der Schwerin Residenz der mecklenburgischen Großherzöge war – und die bis heute das unverwechselbare Bild der Stadt mit dem Residenzensemble prägt.
Neben historischen Tänzen im Innenhof und einer großen Modenschau, die Gegenwart und Vergangenheit gegenüberstellt, geben Expertinnen und Experten Einblicke in Schönheitsideale, Rangordnungen und gesellschaftliche Regeln. Auch im Schlossmuseum, in der Schlosskirche und im Burggarten laden Führungen, Musik und Mitmachangebote zu einem Tag voller Entdeckungen ein. Ein besonderes Highlight ist die große Lichtshow „Son et Lumière“ um 22:30 Uhr am Hauptportal.
Das gesamte Programm sowie Tickets sind unter www.schwerin.de/schlossfest abrufbar. Die Einnahmen aus Ticketverkäufen und Spenden fließen in ein gemeinsames Spendenprojekt von Schlossverein und Schlossmuseum zur Rekonstruktion der Skulptur „Hero und Leander“ des Bildhauers Carl Steinhäuser.