Schwerin – Mit dem Festival „Tage des Exils Schwerin & Festival für Verfemte Musik“ wird unter neuer Trägerschaft ein traditionelles Erinnerungsprojekt fortgesetzt, das Kunst, Geschichte und Gegenwart miteinander verbindet: Die Musikhochschule Lübeck, die Hochschule für Musik und Theater Rostock, das Mecklenburgische Staatstheater und das Konservatorium Schwerin bündeln ihre Kräfte, um das einst vom Verein Jeunesses Musicales M-V allein organisierte Festival fortzuführen.
Als Prolog für die vom 8. bis 14. November stattfindenden „Tage des Exils & Festival Verfemte Musik“ findet bereits am 21. Oktober 2025 ein besonderes Konzert im Goldenen Saal des Neustädtischen Palais den Erinnerungsbogen: Musik von Johannes Brahms trifft auf Werke des Komponisten Hans Gál – einem der herausragenden Vertreter der ‚verfemten‘ Musik des 20. Jahrhunderts. In Anwesenheit aller Projektpartner sowie des Ehrengasts Eva Fox-Gál, Tochter des Komponisten, wird dieses Konzert zu einem symbolischen Akt gemeinsamer Erinnerung.
Die musikalische Gestaltung übernehmen Studierende der beiden Musikhochschulen, Schülerinnen des Konservatoriums, Mitglieder der Mecklenburgischen Staatskapelle, das Klavierduo Haufe/Ahmels sowie der Bariton Simon Wallfisch – Enkel der Holocaust-Überlebenden Anita Lasker-Wallfisch. Begleitet werden sie von der Schweriner Pianistin Yuko Ellinger.
Tickets sind erhältlich über das Mecklenburgische Staatstheater, die Schweriner Touristeninformation und an den Abendkassen. Das vollständige Programm steht unter www.tagedesexils.de zur Verfügung.
Kulturdezernent sieht Festival zukunftssicher aufgestellt
„Ich freue mich außerordentlich, dass es gelungen ist, die Verantwortung für dieses überaus wichtige Format der Erinnerungskultur auf mehrere Schultern zu verteilen und damit das Festival zukunftssicher aufzustellen. Neben den neuen Projektpartnern sind auch neue Förderer ab dem Jahr 2025 mit im Boot: Die Körber-Stiftung und die Herbert und Elsbeth Weichmann-Stiftung, beide aus Hamburg“, erklärt Schwerins Kulturdezernent Silvio Horn.
Was einst aus politischen und ideologischen Gründen verboten, verdrängt und zum Verstummen gebracht wurde, erklingt heute als Mahnung, als künstlerischer Widerstand und als Zeugnis menschlicher Würde. Das Festival ist mehr als eine neue Organisationsform: Es ist ein Bekenntnis zu einer Verantwortung, die über Regionen hinausreicht.
„Dieses Festival ist ein würdiges Zeichen des Gedenkens und der Verantwortung“, betont Horn. „Die einst ‚verfemten‘ Werke sprechen heute kraftvoll von Freiheit, Menschlichkeit und Widerstand. Ihre Wiederentdeckung ehrt nicht nur die Komponisten, sondern auch jene, die trotz Verfolgung ihre Stimme bewahrten. Die Zusammenarbeit mit Lübeck und Rostock vertieft den kulturellen Dialog und stärkt eine gemeinsame Erinnerungskultur.“
Zustimmung auch von den anderen beteiligten Partnerinstitutionen:
„Durch die Kooperation zwischen dem Mecklenburgische Staatstheater, der Musikhochschule Lübeck und der Hochschule für Musik und Theater Rostock setzen diese gemeinsam ein starkes Zeichen: Es gilt der Wiederentdeckung und Vermittlung von verfemter Musik und der Sichtbarmachung der im Nationalsozialismus unterdrückten Künstler. Dass sich Studierende mit dem Thema verfemte Musik befassen, bedeutet einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur – und einen Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Ziel ist die Auseinandersetzung mit totalitären Strukturen, auch zur Stärkung der heutigen Demokratie.“ Prof. Dr. Friederike Wißmann, Prorektorin der Hochschule für Musik und Theater
„Gerade heute ist es gesellschaftlich notwendig, die zerstörerischen Folgen nationalsozialistischer Kulturpolitik zu vergegenwärtigen, Verfolgungsgeschichten von Musikerinnen und Musikern während der NS-Zeit zu erzählen und sich vertieft mit „verfemter Musik“ auseinanderzusetzen. In unserer geplanten Kooperation über die Ländergrenzen von Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein hinweg können wir für Forschung, Wiederaufführung von Werken, Kommunikation in die Gesellschaft und Kulturpädagogik Immenses bewirken. Die Musikhochschule Lübeck freut sich darauf, gemeinsam mit ihren starken Partnern in Rostock und Schwerin regionale Forschung voranzubringen, Studierende in themenbezogene Projekte einzubinden und öffentliche Sichtbarkeit in wissenschaftlichen Veranstaltungen und Konzerten zu erreichen.“ Prof. Dr. Bernd Redmann, Präsident der Musikhochschule Lübeck
„Das Mecklenburgische Staatstheater freut sich besonders, dass diese Kooperation zustande gekommen ist. Mittelfristig werden unsere Institutionen weiter und vielleicht sogar noch stärker unter Druck geraten als aktuell. Eine unserer Aufgaben ist es, immer wieder in einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Gegenwart und Tradition ein vielfältiges, innovatives und manchmal auch ausgefallenes Programm für unser Publikum zu präsentieren. Da kann es unter finanziellen Druck leicht dazu kommen, dass nur noch die populären Programme übrigbleiben. Eine Zusammenarbeit wie die unsere – wenn sie dann auch noch gut und mittelfristig geplant ist – gibt uns jedoch die Möglichkeit, Entdeckungen zu machen und sie dann auch noch einem breiteren Publikum zu zeigen, als es jeder Institution alleine möglich wäre.“ Christian Schwandt, Kaufmännischer Geschäftsführer des Mecklenburgischen Staatstheaters