Nach Überfall in Schwerin: Bundesanwaltschaft erhebt Anklage gegen sechs mutmaßliche Mitglieder einer linksextremistischen Vereinigung

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Foto: rkr
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Karlsruhe – Wie die Bundesanwaltschaft am Dienstag mitteilte, hat sie am 25. Juni beim Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts Düsseldorf Anklage gegen sechs deutsche Staatsangehörige erhoben. Den Angeschuldigten Nele A., Emilie D., Paula P., Luca S., Moritz S. und Clara W. wird die Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Zudem bestehen Verdachtsmomente wegen versuchten Mordes, gefährlicher Körperverletzung sowie weiterer Straftaten.

Die Anklage stützt sich auf Erkenntnisse, wonach die Beschuldigten Teil einer militanten linksextremistischen Gruppe um den bereits gesondert verfolgten Johann G. gewesen sein sollen. Zwischen April 2022 und Februar 2023 sollen sie unter wechselnder Beteiligung gewaltsame Angriffe auf Personen verübt haben, die sie der rechten Szene zuordneten.

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Brutaler Angriff auf Ladenmitarbeiterin in Erfurt

Am 23. April 2022 griffen mehrere Mitglieder der Gruppe zeitgleich „Thor-Steinar“-Läden in Erfurt, Magdeburg, Halle und Schwerin an. In Erfurt soll Emilie D. zusammen mit fünf weiteren Personen die Verkäuferin eines Geschäfts mit Faustschlägen attackiert haben. Eine Mittäterin schlug laut Anklage etwa zwanzigmal mit einem Teleskopschlagstock auf die am Boden liegende Frau ein. Zudem setzten die Angreifer Buttersäure und Pfefferspray ein. Der Sachschaden betrug mehr als 60.000 Euro.

Hinterhältige Angriffe in Erfurt und Budapest

Am 12. Januar 2023 überfiel eine Gruppe um Emilie D. und Johann G. zwei ausgespähte Personen in Erfurt. Die Opfer wurden zu Boden gebracht und unter anderem mit einem Hammer gegen den Kopf geschlagen – teils mit lebensgefährlichen Folgen.

Nur wenige Wochen später, zwischen dem 9. und 11. Februar 2023, sollen alle sechs Angeschuldigten an gewaltsamen Übergriffen in Budapest beteiligt gewesen sein. Die Taten standen laut Bundesanwaltschaft im Zusammenhang mit dem sogenannten „Tag der Ehre“, bei dem sich jährlich Rechtsextreme aus Europa in der ungarischen Hauptstadt versammeln.

Die Vorwürfe beinhalten unter anderem gezielte Attacken mit Schlagstöcken, Pfefferspray und Hämmern auf Passanten, die zuvor ausgespäht worden waren. Ein Opfer wurde laut Anklage bewusstlos geprügelt, während es am Boden lag, weiterhin mit einem Schlagwerkzeug traktiert.

Konspirative Wohnungen und betrügerische Taten

Emilie D. mietete nach Angaben der Ermittler Wohnungen in Jena und Berlin als Rückzugsorte für die Vereinigung. Dabei soll sie sich mit gefälschten Dokumenten ausgegeben und die Adressen für betrügerische Onlinebestellungen genutzt haben. Die so erlangten Erträge sollen der Gruppierung zugutegekommen sein. Zudem sollen sie und Nele A. im Januar 2023 in Leipzig Kleidung gestohlen und dabei falsche Ausweispapiere verwendet haben.

Sechs Personen in Untersuchungshaft

Nele A., Paula P., Luca S., Moritz S. und Clara W. wurden am 20. Januar 2025 festgenommen. Emilie D. folgte am 20. März. Alle sechs befinden sich weiterhin in Untersuchungshaft.