Bessere Kreditvergabe dank KI: Profitieren die Banken oder die Kunden?

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Foto: Lobeca/Marcus Kaben
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Künstliche Intelligenz hat längst den Weg in die Finanzbranche gefunden und krempelt dort Prozesse um, die jahrzehntelang fast unverändert liefen. Früher stapelten sich in den Büros Aktenordner, Formulare wurden per Hand ausgefüllt und Entscheidungen zogen sich oft über mehrere Tage oder gar Wochen. Heute arbeiten Algorithmen im Hintergrund, durchforsten Datenströme in Sekunden und liefern Ergebnisse, für die zuvor ganze Abteilungen gebraucht wurden.

Wenn Algorithmen den Kredit prüfen

Klassische Kreditvergabe folgte festen Abläufen: Antrag, Unterlagenprüfung, Scoring anhand vordefinierter Tabellen, oft mehrere Rückfragen und schließlich eine Entscheidung. Jeder Schritt kostete Zeit, war fehleranfällig und stark von der Erfahrung der Sachbearbeiter abhängig. KI-basierte Systeme ersetzen diese starren Muster durch lernende Modelle, die sich kontinuierlich verbessern.

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Der Kern liegt im Zusammenspiel verschiedener Datenquellen. Neben den üblichen Bonitätsauskünften fließen Konto- und Umsatzdaten aus dem Open Banking, Gehaltsinformationen, Steuerbescheide und sogar alternative Daten in die Bewertung ein. Selbst bei Personen mit dünner Aktenlage, etwa jungen Erwachsenen oder Menschen ohne umfangreiche Kredithistorie, kann KI auf andere Indikatoren zugreifen und so ein präziseres Bild erstellen.

Doch auch die beste KI braucht Daten und längst nicht alle Transaktionen hinterlassen eindeutige Spuren. Bargeld und die besonders im Gaming und Glücksspiel beliebte Paysafecard sind hier an erster Stelle zu nennen. Paysafecard Casinos für schnelle Zahlungen sind ein anschauliches Beispiel dafür, wie anonyme Transaktionen das Gesamtbild über die finanzielle Situation verfälschen können.

Solche Zahlungen erscheinen nicht im klassischen Kontoauszug, wodurch nie ein vollständiger Überblick über Einnahmen und Ausgaben entsteht. Die Paysafecard ist besonders anonym und wird häufig für private Hobbys genutzt, die bewusst vom eigenen Konto ferngehalten werden sollen, wie etwa Glücksspiel oder andere sensible Freizeitaktivitäten.

Technisch gesehen kommen unterschiedliche Modellarten zum Einsatz, von Entscheidungsbäumen über neuronale Netze bis zu komplexen Ensemble-Verfahren. Sie arbeiten oft in einer Pipeline, die mit Texterkennung für eingereichte Dokumente beginnt, diese automatisch klassifiziert und in strukturierte Informationen umwandelt.

Eine Regel-Engine filtert klare Ausschlusskriterien heraus, während das eigentliche KI-Modell die verbleibenden Anträge bewertet. Grenzfälle landen bei menschlichen Prüfern, wodurch eine Balance zwischen Automatisierung und Verantwortung gewahrt bleibt.

Die neue Geschwindigkeit in der Kreditvergabe

Die wohl greifbarste Veränderung zeigt sich in der Geschwindigkeit. Was früher mehrere Tage dauerte, kann heute in Minuten abgeschlossen sein. Bei Hypothekenkrediten berichten Anbieter von Zeitersparnissen zwischen 30 und 50 Prozent, bei Konsumentenkrediten ist der Effekt oft noch größer.

Die Beschleunigung entsteht durch den Wegfall repetitiver Aufgaben. Dokumente werden automatisch erkannt und sortiert, Plausibilitätsprüfungen laufen parallel zu Vollständigkeitschecks. Formulare füllen sich teilweise selbst, indem vorhandene Daten aus verschiedenen Quellen zusammengeführt werden. Auch Rückfragen an Antragstellende werden seltener, weil Systeme fehlende Angaben direkt identifizieren und gezielt nachfordern.

Für Banken bedeutet das kürzere interne Bearbeitungszeiten, stabilere Prozesse bei hoher Antragslast und eine bessere Planbarkeit der Kapazitäten. Für Kunden verkürzt sich die Phase zwischen Antrag und Entscheidung, was besonders bei zeitkritischen Vorhaben wie Immobilienkäufen ein entscheidender Vorteil sein kann.

Verringert sich der Kostendruck?

Traditionell ist die Kreditvergabe ein teurer Prozess. Allein die Abwicklung einer Hypothek kann mehr als 10.000 US-Dollar kosten, ein großer Teil davon entfällt auf die Personal- und Prüfungskosten. KI senkt diesen Aufwand deutlich, in manchen Bereichen um bis zu 50 Prozent.

Automatisierte Prozesse reduzieren den Bedarf an manuellen Kontrollen, Fehlerquoten sinken, Nacharbeiten werden seltener. Je höher das Antragsvolumen, desto stärker greift der Skaleneffekt: Banken können mehr Kredite bearbeiten, ohne Personal im gleichen Umfang aufstocken zu müssen.

Diese Effizienzgewinne lassen sich auf verschiedene Weise nutzen. Manche Institute geben sie in Form niedrigerer Gebühren oder besserer Konditionen weiter, andere investieren in zusätzliche Services oder sichern sich damit höhere Margen. Langfristig können sinkende Kosten den Wettbewerb intensivieren, was wiederum den Preisdruck erhöht.

Genauigkeit und Betrugserkennung im Fokus

Neben der Geschwindigkeit bringt KI auch mehr Präzision. Inkonsistenzen in Unterlagen, falsche Angaben oder Betrugsversuche lassen sich durch Mustererkennung deutlich besser identifizieren. Systeme gleichen Beschäftigungsdaten mit externen Quellen ab, erkennen manipulierte Kontoauszüge oder entdecken ungewöhnliche Transaktionsmuster, die auf organisierte Betrugsringe hindeuten.

Auch bei der Prognose von Kreditausfällen erzielen KI-Modelle oft bessere Ergebnisse. Sie bewerten nicht nur klassische Bonitätsmerkmale, sondern berücksichtigen komplexe Zusammenhänge und Abhängigkeiten. Das Ergebnis: niedrige Ausfallquoten bei gleicher Annahmerate.

Natürlich bleibt ein Restrisiko. Falsch-positive Bewertungen führen dazu, dass eigentlich kreditwürdige Personen abgelehnt werden, während falsch-negative Entscheidungen höhere Ausfallrisiken bergen. Die Kunst liegt darin, die Schwellenwerte so zu steuern, dass Sicherheit und Geschäftschancen im Gleichgewicht bleiben.

Fairness, Bias und Regulierung

So beeindruckend die Technik ist, sie ist nicht frei von Fallstricken. Algorithmen lernen aus historischen Daten und diese spiegeln oft gesellschaftliche Verzerrungen wider. Wenn bestimmte Gruppen in der Vergangenheit benachteiligt wurden, kann sich dieser Effekt in den Modellen fortsetzen.

Um dem entgegenzuwirken, setzen Banken auf Fairness-Maße und strenge Governance. Die EU-KI-Verordnung stuft Systeme zur Kreditvergabe als Hochrisiko-Anwendungen ein und schreibt unter anderem Transparenz, Dokumentation und menschliche Aufsicht vor. In Deutschland fordert die BaFin klare Verantwortlichkeiten und nachvollziehbare Entscheidungswege.

Ein Schlüssel liegt in erklärbarer KI. Methoden wie SHAP oder LIME zeigen, welche Faktoren zu einer Entscheidung geführt haben. Kunden, deren Antrag abgelehnt wird, können so nachvollziehen, welche Kriterien ausschlaggebend waren und bei Bedarf eine erneute Prüfung verlangen.

Das Kundenerlebnis im Wandel

KI verändert nicht nur interne Abläufe, sondern auch die Schnittstelle zum Kunden. Chatbots beantworten Fragen rund um die Uhr, geben Auskunft über den Status eines Antrags oder helfen beim Hochladen fehlender Unterlagen. Die Systeme passen ihre Hilfestellungen dynamisch an das jeweilige Risikoprofil an, sodass niemand mit unnötigen Nachweisen belastet wird.

Transparenz spielt dabei eine große Rolle. Live-Statusanzeigen im Kundenportal, Benachrichtigungen bei offenen Punkten und klare Zeitangaben für Entscheidungen schaffen Vertrauen. Gleichzeitig bleibt das Risiko einer Entmenschlichung, wenn komplexe Fälle ausschließlich über automatisierte Systeme laufen. Viele Institute setzen deshalb auf Hybridmodelle, bei denen persönliche Ansprechpartner in kritischen Situationen einspringen.

Ein Balanceakt mit Gewinnmaximierung und Kundenvorteil

Am Ende stellt sich die Frage, wer am meisten von dieser Entwicklung profitiert. Banken erzielen klare Vorteile: geringere Prozesskosten, mehr Skalierbarkeit, schnellere Entscheidungen und niedrige Ausfallraten. Kunden erhalten schneller eine Zusage, profitieren unter Umständen von günstigeren Konditionen und erleben insgesamt weniger Hürden im Antragsprozess.

Wie stark diese Vorteile weitergegeben werden, hängt von der Kultur des Marktumfeldes ab. In hart umkämpften Segmenten steigt der Druck, Ersparnisse an die Kunden weiterzugeben. In Märkten mit wenigen großen Anbietern könnten Institute die zusätzlichen Margen eher behalten.

Sicher ist: KI wird in den kommenden Jahren immer tiefer in die Kreditprozesse integriert. Open-Banking-Daten, strenge Regulierung und standardisierte Erklärmodelle werden den Einsatz prägen. Die Branche steht damit vor einem Spagat zwischen technologischem Fortschritt, wirtschaftlichen Interessen und der Verantwortung, faire Entscheidungen zu treffen.