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Lebendige Geschichte im Freilichtmuseum

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Schwerin – „Liebesgaben für den Schützengraben“ so ist das Geschichte-Wochenende im Freilichtmuseum für Volkskunde Schwerin-Mueß überschrieben.

Vom 8. bis 9. August können die Museumsbesucher von 10 bis 18 Uhr auf dem Museumsgelände eine besondere Zeitreise erleben. In sechs musealen Gebäuden und auf dem Museumsgelände wird der dörfliche Alltag, wie er sich vor 100 Jahren zugetragen haben könnte, erlebbar gemacht. Erstmals öffnet sich damit auch ein Museum in Mecklenburg-Vorpommern dem Living-History Trend, der historische Informationen auf interaktive Weise vermitteln will. Hierin liegt ein hoher Anspruch an Präzision und geschichtlicher Korrektheit. Die Gratwanderung zwischen empirisch belegbarer Wirklichkeit und inszenierter Unterhaltung ist besonders schwierig. Sie erfordert ein hohes Maß an Geschichtswissen, Erfahrung und Enthusiasmus. Genau diese Qualitäten bringt die Darstellergemeinschaft „Des Kaisers alte Kleider“, die aus Berlin, Quedlinburg, Herford, Braunschweig und Lüneburg nach Mueß anreisen. Mit dabei sind befreundete Darsteller aus verschiedenen Bundesländern.

Auf dem Kalenderblatt steht der 8. August 1915. Das Deutsche Kaiserreich befindet sich knapp ein Jahr im Krieg. Wilhelm II sitzt sicher auf dem Thron. Die meisten jungen Männer befinden sich im Felde, die Anzahl der Traueranzeigen in den Tageszeitungen häufen sich. Der Hurra-Patriotismus der ersten Stunde ist gewichen, man ist aber noch fest vom Sieg überzeugt. Noch leidet man keine wirkliche Not, auch wenn der Arbeitskräftemangel sich deutlich bemerkbar macht. Sowohl in der Stadt, als auch auf dem Land sammelt man „Liebesgaben“, kleine Präsente für die Feldgrauen, um sie mit Grüßen aus der Heimat moralisch und materiell zu unterstützen. Socken, Schokolade, Tabak und Alkohol sind die Freuden der Soldaten an der Front, und die Bevölkerung gibt gern.

Welche Schicksale die Menschen des damaligen Domanialdorfes Mueß während dieser Zeit erlebt haben, ist nur bruchstückhaft überliefert. Daher ziehen fiktive Personen in die Museumsobjekte ein und holen die Alltäglichkeiten aus der Vergangenheit auf ihre Weise hervor.

So muss ein Sohn der Büdnerfamilie Duddeck ins Feld ziehen, worauf er sich voller Spannung vorbereitet, während seine Familie gemischte Gefühle dazu zeigt. Das Mädchen in Stellung mag ihren Friedrich nicht ziehen lassen.

Der Dorfschmied fiel bereits im September 1914 bei Tannenberg. So muss der betagte Vater dessen Arbeit übernehmen, der mit dem Gehilfen Beckmann Kessel flickt und Werkzeug schmiedet. 

Den Hirtenkaten bewohnt der Arbeiter Schwab, der bis vor einem halben Jahr noch in den Fokker-Werken in Görries als Vorarbeiter tätig war. Er hat durch seine politische Haltung als Sozialdemokrat seine Stelle verloren.

In den beengten Verhältnissen der Häuslerei wohnen die Familie Seidlitz und das Fräulein Paul. Familie Seidlitz bestreitet ihren Lebensunterhalt durch den Bau von Mause- und Rattenfallen in Heimarbeit. Außerdem betreiben sie eine kleine Landwirtschaft auf dem angrenzenden Land. Der Landwehrmann Rautenberg logiert bei seiner Nichte Fräulein Paul, solange er zur Bewachung von zur Arbeit verpflichteten Kriegsgefangenen im Dorf ist.

In der Dorfschänke „Meyer’s Garten“ führt Witwe Beckmann das Regiment. Der Wirt, ihr Mann, ist im Felde geblieben. Der guten Ordnung halber hat ihr Bruder, der erfolglose Wander-Photograph Busse, die Rolle des Wirts übernommen. In der Gaststätte ist der verwundete Soldat Heinrich Schaper einquartiert, der dort seine Verwundung auskuriert. Hier ist auch eine Annahmestelle für Liebesgaben eingerichtet.

Der junge Dorfschullehrer Köhler kam vor einigen Jahren aus Hessen-Nassau nach Mueß. Nicht wehrdiensttauglich sieht er sich gottbefohlen in der Schule auf seinen Platz gestellt. Auf dem Gelände sind noch weitere Bewohner und ihre Kinder anzutreffen. Alle Bewohner des Museumsdorfes freuen sich darauf, gemeinsam mit den Besuchern in die Geschichte einzutauchen.

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